Mit der Auszeichnung würdigt die Federation Suisse Mediation (FSM) zwei Institutionen, die auf beispielhafte Weise zeigen, wie Mediation in der Wirtschaft und im Bildungswesen wirkt. Roche etabliert mediative Prozesse als Teil der Unternehmenskultur – die PH Luzern verankert sie in der Lehrer:innenbildung. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jubiläumsfeier 25 Jahre FSM am 29. Oktober 2025 in der Giesserei Oerlikon statt.
Der diesjährige Mediationspreis geht an Organisationen, die auf ganz unterschiedliche Weise zeigen, wie Mediation nachhaltige Wirkung entfalten kann:
Pädagogische Hochschule Luzern (PH Luzern)
Die PH Luzern wird für ihr Pionierprogramm ausgezeichnet, das angehende Lehrpersonen befähigt, mediative Kompetenzen in ihren Unterricht und Alltag einzubringen. Die Hochschule setzt damit ein mutiges, vorausschauendes und zutiefst gesellschaftsrelevantes Zeichen: Schule als Lebensraum, in dem Kinder und Jugendliche lernen, Konflikte konstruktiv zu bewältigen. Das Wahlfach Mediation der PH Luzern ist ein Labor für die Zukunft und ist Vorbild für die Lehrer:innenbildung in der ganzen Schweiz.
F. Hoffmann-La Roche AG, Basel
Roche wird geehrt, weil das Unternehmen Mediation als Teil einer globalen Unternehmenskultur etabliert hat. Als eines der ersten grossen Schweizer Unternehmen verfolgt Roche die Vision, Mediation am Arbeitsplatz zur Normalität zu machen – mit einem weltweiten Pool von Mediator:innen, der heute breit verankert ist. Das Unternehmen zeigt eindrücklich, wie mediatives Denken über Kulturen, Hierarchien und Standorte hinweg Vertrauen, Dialog und Zusammenarbeit stärkt.
Mit einer zusätzlichen Anerkennung würdigte die Jury das Engagement von Espace Dialogue, das innerhalb der Genfer EPI den Dialog und die Konfliktfähigkeit von Menschen mit besonderen Bedürfnissen stärkt. Das Projekt zeigt, wie mediative Haltung und Zuhören Integration fördern und Diskriminierung vorbeugen können, eine wertvolle Pionierleistung in einem sensiblen gesellschaftlichen Bereich.
Engagierte Gastgeber und starke Stimmen
Der Anlass stand unter der Schirmherrschaft von Regierungsrätin Jacqueline Fehr, die in ihrer Rede eindrücklich aufzeigte, wie Mediation im Jugendstrafrecht wirkt. Sie schilderte konkrete Fälle, in denen Konflikte aussergerichtlich gelöst werden konnten und betonte die heilsame Wirkung mediativ begleiteter Verfahren für alle Beteiligten.
Ein besonderer Dank gilt dem Gastgeber und letztjährigen Preisträger, dem Kanton Zürich mit Roland Zurkirchen und dem engagierten Team der Oberjugendanwaltschaft, die den Anlass mitgetragen und mit ihrer Erfahrung aus der Praxis bereichert haben.
Rückblick und Ausblick: 25 Jahre FSM
Im Jubiläumsteil blickten frühere und aktuelle Präsident:innen auf die Entwicklung der Mediation in der Schweiz zurück. Neben der amtierenden Präsidentin Franziska Müller Tiberini kamen Günther Bächler, Gründungspräsident der FSM, sowie die ehemaligen Präsident:innen Andreas Kramer und Andrea Staubli zu Wort. Sie zeichneten nach, wie sich die Profession seit der Gründung des Verbands gewandelt hat, von einer kaum bekannten Methode hin zu einem zunehmenden Bestandteil der Konfliktbearbeitung in Justiz, Bildung und Wirtschaft.
Gleichzeitig wurde deutlich: Das Potenzial der Mediation ist noch lange nicht ausgeschöpft. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen und die Bereitschaft zu Kompromiss und Dialog abnimmt, selbst in etablierten Institutionen wie dem EDA, braucht es neue Wege, um Verständigung zu fördern.
Die Präsident:innen waren sich einig: Das Bedürfnis nach konstruktiven Lösungen wächst. Daraus ergibt sich für die FSM ein klarer Auftrag: den Mediationsgedanken weiter in die Gesellschaft zu tragen. Dies gelingt nur gemeinsam, im Dialog und durch das Engagement vieler, die an die Kraft der Verständigung glauben.
Wie gelingt der nächste Entwicklungsschritt?
Die lebhafte Fishbowl-Diskussion, moderiert von Karin Frei, Mediatorin und Kommunikationsexpertin, widmete sich der Praxisentwicklung der Mediation: Wie kann es gelingen, Mediation in verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen zu etablieren?
Ueli Vogel‑Etienne, Rechtsanwalt und zertifizierter Mediator, brachte die juristische Perspektive ein und appellierte daran, mediative Verfahren mutiger auch ausserhalb formaler Strukturen anzuwenden. Amina Miriam Chaudri, Mediatorin und Vorstandsmitglied von proFonds, betonte die Bedeutung von Partnerschaften und gezielter Öffentlichkeitsarbeit, um den Wert von Mediation sichtbar zu machen. Sie verwies auf die Partnerschaft zwischen FSM und proFonds als gelungenes Beispiel.
Lea Suter, Mediatorin und Co-Programmleiterin bei Pro Futuris, plädierte für eine interdisziplinäre Verknüpfung von Mediation: Dialogfähigkeit verschiedener gesellschaftlicher Akteure eröffne Chancen, Mediationsansätze in zahlreichen Kontexten zu verankern. Prof. Sascha Ferz von der Universität Graz warf einen akademischen Blick von aussen auf die Schweizer Mediationslandschaft und stellte diese als potenzielles Vorbild für andere Länder dar.
Ein zusätzlicher Impuls kam vom Jungpolitiker Marc Rüdisüli, Kantonsrat Kanton Thurgau und ehem. Präsident der Jungen Mitte Schweiz, der in seinem Referat beim Abendessen darüber berichtete, was Mediation für ihn als junger Politanwender bedeutet und damit ein klares Zeichen für Verständigung in Politik und Gesellschaft setzte.
Das Fazit des Abends war klar: Konflikte nehmen zu, gesellschaftliche Spannungen wachsen, doch Mediation bleibt eine Schlüsselkompetenz für Zusammenhalt und Verständigung. Die FSM verpflichtet sich weiter, Brücken zu bauen, Kooperationen zu fördern und den mediationsorientierten Dialog in alle Bereiche der Gesellschaft zu tragen.
Herzliche Gratulation
Die FSM gratuliert den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich und dankt allen Beteiligten, die den Anlass zu einem unvergesslichen Jubiläumsfest gemacht haben.
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