Die Einsatzmöglichkeiten von Mediation in der Wirtschaft sind sehr vielfältig. Sie reicht von Konfliktbearbeitung zwischen zwei Mitarbeitenden oder Teams bis hin zum Organisationsentwicklungsprozess einer ganzen Firma, von Mediationen zwischen verschiedenen Abteilungen bis zu Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und Gewerkschaften.
Auch Konflikte zwischen einer Unternehmung und deren Lieferanten oder Kunden können mit Mediation effizient und kostengünstig bearbeitet werden. Es lohnt sich in jedem Fall, Mediation als Methode der Wahl zu prüfen: Nach einer gelungenen Mediation stehen die involvierten Mitarbeitenden nämlich dem Unternehmen mit Motivation, Wissen und Erfahrung wieder voll zur Verfügung, lukrative Kunden- und Lieferantenbeziehungen können weitergeführt, Folgen von Werkschliessungen mit gut abgefederten Sozialplänen gemildert werden.
Menschen arbeiten nicht nur des Geldes wegen; Arbeit hebt den Selbstwert und gibt soziale Anerkennung und Befriedigung. Innerbetriebliche Konflikte wirken sich negativ auf das psychische und physische Wohlbefinden von Erwerbstätigen aus.
Was viele nicht wissen: Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind gemäss eines Bundesgerichtsentscheides von 2012 verpflichtet, ihre Mitarbeitenden vor psychosozialen Risiken zu schützen. Konkret verpflichtete das höchste Gericht eine KMU dazu, eine Vertrauensstelle einzurichten, an welche sich das Personal u.a. bei Konflikten wenden kann. Mediation ist nicht nur wenn’s akut brennt die geeignete Methode für die Konfliktbearbeitung; erfahrene Mediationsfachpersonen eignen sich auch bestens in der Konfliktprävention – zum Beispiel als Vertrauenspersonen für das Personal in einer KMU.
In der Schweiz sind mehr als 70 Prozent der Unternehmungen Familienbetriebe. Geht es darum, die Nachfolge zu regeln, stehen oft nicht nur rationale, finanzielle Überlegungen im Vordergrund.
Die Geschäftsaufgabe kann vielfältige Gefühle auslösen und bisher Unausgesprochenes thematisieren, das eng mit dem Unternehmen und der Familie verbunden ist. Meistens ist es von Vorteil, hier eine externe Beratung zu holen. Da diese Fachperson nicht nur die wirtschaftliche Seite aktiv begleiten, sondern auch zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen aus Familie, Unternehmen und Management vermitteln muss, bringen in Organisationsentwicklung geschulte Mediationspersonen die notwendige soziale Kompetenz und das methodische Handwerk mit, der komplexen Aufgabestellung gerecht zu werden. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Mediation sind hier besonders geeignet, alle Anspruchsgruppen gleichberechtigt in die Ablösungs- respektive Konfliktbearbeitung einzubeziehen.
Der Bauplatz sei ein Minenfeld, heisst es. In der Tat bilden Baustellen mit ihrer Vielfalt an Akteurinnen und Akteuren ein komplexes System.
Reibungspunkte gibt es viele: Ungenaue Vertragsbestimmungen, unzulängliche Abstimmung der Handwerker, dicke Luft zwischen Bauherrenvertreterin und Architekt, Konkurs des Generalunternehmers, Streit um Garantieleistungen, Probleme mit den Nachbarn wegen Grenzabständen – alles Themen, die zu handfesten Konflikten führen können und meistens in eskalierter Form vor dem Gericht mit ungewissem Ausgang landen. Es geht jedoch auch anders. Wer Spannungen und Meinungsverschiedenheiten auf der Baustelle ernst nimmt und auf einvernehmliche Klärung hinarbeitet, kann Verhärtung und Eskalation vermeiden. Die Mediationsfachperson leistet hier subtile Vermittlungsdienste. Eine Mediation ist dann angezeigt, wenn sich die Parteien allein nicht mehr einigen, sie aber die selbstbestimmte und kostengünstige Lösungssuche einem aufreibenden, langwierigen, fremdbestimmten Schieds- oder Gerichtsprozess vorziehen.
Versicherungen sind in unserem modernen Leben omnipräsent. Monatlich werden vom Lohn die Beiträge von AHV, IV, Pensionskassen, SUVA und Arbeitslosenversicherung abgezogen. Die Prämienrechnungen der Krankenkassen flattern auch regelmässig ins Haus. Und da sind noch die Hausrat-, Diebstahl-, Autoversicherungen...
Uneinigkeiten über Prämien oder im Schadensfall werden auch in Streitigkeiten mit öffentlichen Versicherungseinrichtungen und privaten Versicherer immer öfter mittels Mediation bearbeitet. «Entwicklungshilfe» dafür haben vor allem auch Rechtsschutzversicherungen geleistet: Viele Anbieter haben die Mediation als aussergerichtliche Einigungsmethode in ihre Versicherungsleistungen aufgenommen.
Im Gesundheitswesen treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander, die auf gegenseitige Kooperation angewiesen sind. Chirurgin und Krankenpfleger, Hausärztin und Zahnarzt, Personal von Laborgemeinschaft, Spitalverwaltung und anderen medizinischen Leistungserbringern – sie alle bemühen sich um kranke oder verletzte Menschen. Patientinnen und Patienten bringen ihnen und der Institution grosses Vertrauen entgegen.
In diesem Kontext sind sowohl Patientinnen und ihre Angehörige wie auch die Mitarbeitenden hohen emotionalen Belastungen ausgesetzt, die oft mit ethischen Fragestellungen und mit das Leben beeinflussenden Entscheidungen verknüpft sind. Passieren Fehler ist ein klärender Dialog nicht einfach zu führen. Mediation wirkt hier «heilend», weil sie alle Beteiligte gleichberechtigt einbezieht und dadurch Vertrauen schafft. Das ist Basis, sich mit dem Geschehenen offen auseinanderzusetzen.