Politik und öffentlicher Bereich

Gemeinwesen / Behörden / Verwaltung

Auf den ersten Blick scheinen sich Politik und Mediation zu widersprechen. Das Agieren politischer Parteien ist unter anderem geprägt von verschiedenen Ideologien und daraus abgeleiteten Positionen.

Mediation hingegen setzt auf Interessen und Anliegen, denn ideologisch abgestützte Werthaltungen und Positionen wirken sich auf die Lösungsfindung hindernd aus, weil sie kaum veränderbar sind. Ein zweiter Blick auf Konflikte im Gemeinwesen – zwischen Behörden etwa oder zwischen Verwaltung und Bürgerinitiative – und die eingehendere Analyse der Konfliktgeschichte mildern oft den erwähnten Widerspruch. Ein verhärtetes Konfliktgeschehen lässt sich mit mediativen Ansätzen in einzelne Konfliktpunkte vereinzeln und damit die darin enthaltenen Interessen und Anliegen aufschliessen. Lösungsbehindernde Positionen treten in den Hintergrund.

Mediatorinnen / Mediatoren

Umwelt / Planung / Infrastruktur / Verkehr

Grossprojekte wie beispielsweise der Bau von Verkehrsinfrastrukturen oder Industrieanlagen, das Einrichten neuer Naturschutzflächen oder das Beheben von Altlasten tangieren meistens den Lebensraum vieler Menschen, wirken sich auf die Umwelt aus und beeinflussen Wirtschaft und Politik.

Mediative Verfahren beziehen die Interessen und Anliegen möglichst aller Betroffenen gleichwertig ein; eine Besonderheit dieser Mehrparteienmediationen: die verschiedenen Anspruchsgruppen werden durch eine selbst bestimmte Person in der Mediation vertreten. Der Kommunikation in die eigene Gruppe durch die Stellvertreterin/den Stellvertreter – die so genannten Rückbindung – kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Mehrparteienmediationen scheinen zwar in der Anfangsphase aufwändig zu sein, sind aber durch ihre breit abgestützten Lösungen nachhaltig. Dies wirkt sich sowohl auf finanzieller wie auch auf der sachbezogenen und menschlichen Ebene positiv aus.

Mediatorinnen / Mediatoren

Kulturgüterschutz / Denkmalpflege

Denkmalpflege und Kulturgüterschutz füllen das Archiv der öffentlichen Erinnerung, was einmal war. Sie bewahren innerhalb ihrer gesetzlichen Möglichkeiten geschichtsträchtige Bauten und mitunter ganze Ortsbilder, aber auch Alltagsgegenstände, die uns an vergangene Zeiten und an Lebensumstände erinnern, welche heute meist nicht mehr existieren.

Historische Zeugen schaffen mit ihrer Einzigartigkeit Vertrautheit im öffentlichen Raum und stiften Identität. Denkmalpflege und Heimatschutz bewegen sich oft auf schmalem Grat zwischen Wahrung des öffentlichen Interesses und Beschränkung des Eigentums. Konflikte sind da vorprogrammiert. Mediation leistet hier wertvolle Vermittlungsdienste zwischen den Interessen von Bauherrschaften, der öffentlichen Hand und der Bevölkerung.

Mediatorinnen / Mediatoren

Strafverfahren

Im strafrechtlichen Kontext ist Mediation ein vor- und aussergerichtliches Verfahren der Konfliktbearbeitung und eine prüfenswerte Alternative zum Strafverfahren.

Mediation in strafrechtsrelevanten Konflikten ergänzt oder ersetzt die strafrechtlichen Sanktionen wie Busse und Freiheitsentzug. Sie zielt auf die Wiederherstellung des Rechtsfriedens und strebt die Wiedergutmachung zwischen Täterin/Täter und Opfer an. Das Mediationsverfahren bezweckt die von Einsicht geprägte Übernahme von Schuld und sozialer Verantwortung gegenüber Geschädigten. Sie strebt die Entschuldigung für körperliche und emotionale Verletzungen sowie materiellen Schaden an. Jugendliche und Erwachsene erleben in der Mediation, wie Konflikte gewaltfrei gelöst werden können.

Mediatorinnen / Mediatoren

Integrations- und Friedensarbeit

Mediationsarbeit ist Friedensarbeit: Die Teilnehmenden einer Mediation lösen einen Konflikt auf konstruktive Weise und gehen in der Regel im Frieden auseinander.

Nach einer gelungenen Mediation sind die Teilnehmenden nicht mehr dieselben. Sie sind gemeinsam durch eine konstruktive Konfliktbearbeitung gegangen; haben ihre Wahrheit mit derjenigen des Gegenübers abgeglichen und ihre kaum veränderbaren Positionen zu Gunsten ihrer wirklichen Anliegen und Wünsche verlassen. Die Wahrnehmung der anderen Konfliktpartei und des vergangenen Konfliktgeschehens hat sich grundlegend verändert. Diese der Mediation inne wohnende Kraft zur Transformation ermöglicht den Medianden, die Lasten eines Konflikts hinter sich zu lassen und die individuellen und sozialen Lebensbezüge neu zu gestalten. Das ist soziales Lernen und schafft im Kontext der Integrations- und Friedensarbeit – sei es hier in Europa, sei es im fernen Afrika, Asien oder Amerika – den Boden für Zusammenarbeit, Entwicklung, Partizipation, Demokratie und Frieden.

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Internationale Beziehungen

Mit ihrem Angebot der Guten Dienste hat die Schweiz eine langjährige Tradition, sich vermittelnd bei Konflikten zwischen Drittstaaten einzusetzen. Basis der Guten Dienste ist die Unterstützung in der Kommunikation zwischen Staaten, die keine oder nur reduzierte diplomatische Beziehungen unterhalten.

Als Schutzmacht nimmt die Schweiz die Interessen fremder Staaten wahr. Sie steht selber für Mediationen zur Verfügung oder unterstützt Verhandlungen und Mediationen anderer Staaten oder internationaler und regionaler Organisationen. Die Guten Dienste spielen eine Schlüsselrolle in der schweizerischen Friedenspolitik. Die Schweiz stellt internationalen Organisationen jährlich rund 200 zivile Expertinnen und Experten zur Förderung von Frieden und Menschenrechten zur Verfügung.

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